Ermittlungskomplex Huracán
Weitere Haftbefehle in millionenschwerem Mehrwertsteuerbetrug vollstreckt
Am 10. Oktober 2023 vollstrecken Kräfte der Steuerfahndung mehrerer Finanzämter für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Nordrhein-Westfalen und der Zollfahndung sowie Spezialkräfte der Zollfahndung in Bochum drei Durchsuchungsbeschlüsse und zwei Haftbefehle. Mehrere Zollhunde fanden über 180.000 Euro Bargeld.
Die zwei festgenommenen Beschuldigten Bochumer Brüder im Alter von 32 und 34 Jahren stehen im Verdacht, als Mitglieder einer Bande Mehrwertsteuerbetrug durch verschleierte Weiterverkäufe von Kraftfahrzeugen in Höhe von über neun Millionen Euro begangen zu haben.
Die Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA), Zentrum Köln (Deutschland) leitet seit Januar 2021 unter dem Operationsnamen Huracán Ermittlungen zu einem groß angelegten Mehrwertsteuerbetrug beim internationalen Handel mit mehr als 10.000 Autos. Der betrügerische Umsatz der dahinterstehenden organisierten Verbrecherbande wird auf 225 Millionen Euro geschätzt, und der von den Verdächtigen mutmaßlich verursachte Mehrwertsteuerschaden beläuft sich auf mindestens 38 Millionen Euro.
Es handelt sich um ein vielschichtiges Umsatzsteuerbetrugssystem. Dieses System ist ein sogenannter MTIC-Fraud (Missing Trader Intra-Community-Fraud). Hierzu werden die Fahrzeuge steuerfrei an Firmen im EU-Ausland (hier Ungarn, Italien, Portugal), welche ihren steuerlichen Verpflichtungen nicht nachkommen, geliefert. Die Umsatzsteuer fällt aus.
Die Täter schafften durch ihre Handlungen eine sogenannte "BlackBox", das heißt, einen Parallel- beziehungsweise Schattenmarkt, in welchen die mehr als 10.000 Fahrzeuge gehandelt wurden.
Die Fahrzeuge wurden tatsächlich an Schwarzhändler im Inland verkauft, die diese dann über weitere Strohfirmen wieder in den "Legalmarkt" im Inland beziehungsweise EU-Ausland gebracht haben. Die Täter nutzten hierzu ein vielschichtiges und hochprofessionell organisiertes Netzwerk zur Verschleierung der tatsächlichen Handelswege und Besitzverhältnisse. Dabei wurde ein erheblicher Anteil der Fahrzeuge von den Tätern bar bezahlt.
Im Juni 2023 wurden im Rahmen der Operation Huracán fünf Haftbefehle in Deutschland und Italien vollstreckt, über 500 Durchsuchungen bei 66 Tatverdächtigen europaweit durchgeführt sowie Vermögenswerte im Gesamtwert von circa vier Millionen Euro gesichert.
Pressemitteilung vom 14. Juni 2023:
Millionenschwerer Mehrwertsteuerbetrug mit 10.000 Autos aufgedeckt
Allein bei den am 10. Oktober 2023 festgenommenen Beschuldigten wurden im Juni 2023 über 1,5 Millionen Euro Bargeld in Taschen und Kartons sichergestellt.
Im Rahmen der durchgeführten Durchsuchungen wurden 185.000 Euro Bargeld, zwei hochwertige Fahrzeuge, geringe Mengen Dopingmittel und umfangreiche schriftliche und elektronische Beweismittel sichergestellt.
RDin Carolin Müller, Zollfahndungsamt Essen
"Insgesamt legten die Beschuldigten dabei eine besonders hohe kriminelle Energie an den Tag, um ihre Ziele zu erreichen: Die maximale Abpreisung der Fahrzeuge durch minimale steuerliche Belastung für den maximalen eigenen Profit", sagte die ständige Vertreterin des Leiters des Zollfahndungsamtes Essen, Regierungsdirektorin Carolin Müller.
Oberstaatsanwalt Sebastian Trautmann
"Durch die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit von Europäischer Staatsanwaltschaft, Zoll- und Steuerfahndung ist ein weiterer Schlag gegen den grenzüberschreitenden illegalen Kraftfahrzeughandel gelungen", ergänzte Oberstaatsanwalt Sebastian Trautmann von der Europäischen Staatsanwaltschaft.
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Beschlagnahmtes Fahrzeug