Fundstück des Monats September 2021
Zwei gut erhaltene Zollurkunden - ein Cirkular (Rundschreiben) des königlich böhmischen Guberniums (Provinz der Habsburgmonarchie) von 1785 und ein Ausweis für den Leinengroßhändler Anton Waurisch aus Schluckenau (Böhmen) von 1799 - erreichten das Deutsche Zollmuseum vor einigen Tagen.
Beide Dokumente zeigen eindrucksvoll auf, welche Bedeutung die Zollverwaltung im 18. Jahrhundert im Königreich Böhmen innehatte. Das erste Schriftstück beschreibt detailliert die bindende Verpflichtung zur Einhaltung der strengen Zollvorschriften beispielsweise beim Handel mit Tüchern. Für jedes Tuch sollte demnach eine Gebühr von einem Pfennig pro Stück entrichtet werden. Als Nachweis der Verzollung diente hierfür der Einsatz eines sogenannten "Kommerzialstempels". Ungestempelte Tücher hingegen sollten nach Verstreichen einer Frist von zwei Monaten unnachsichtlich konfisziert werden.
Das Schriftstück zeigt hierbei noch eine Besonderheit auf. Die Stempelung mit den Siegel-Initialen "L.S." (loco sigilli - Ort des Siegels) wies das Dokument als ein offizielles Rundschreiben in Form einer Kopie aus. Mit dieser Art Kommunikationsform konnten damit mehrere Empfänger gleichzeitig in Kenntnis gesetzt werden.
Das zweite Schriftstück, das in alter Kurrentschrift verfasst wurde, zeigt einen akribisch geführten Nachweis verzollter Waren wie Leinen oder auch Tücher. Nicht nur diverse Handelsorte wie Prag, Lüneburg oder auch Triest, sondern auch die Summe der entrichteten Ausfuhrzölle wurden aufgeführt. Beglaubigt wurde das Dokument vom "Kayl: Königl: Gränity Zoll Amt" (Kaiserlich Königliches Grenzzollamt) Schluckenau.
Besonders auffällig ist hierbei ein rotes Lacksiegel mit den Worten "SCHLUCKENAU KAY KÖN. GRANIZ. ZOLL.AMT". In der Mitte des Siegels befindet sich ein Habsburger Doppeladler mit Schwert, Zepter und Reichsapfel. Als Teil des "Heiligen Römischen Reiches" wurde Böhmen durch die Dynastie des Hauses Habsburg regiert, welches somit auch direkten Einfluss auf das Zollwesen hatte.
Das Deutsche Zollmuseum findet: "Eine wahrlich spannende und komplexe Zollgeschichte!"